Die fünf Hauptpfade / Hauptwege des historischen Yogas
Die Geschichte des Yoga hat im Wesentlichen fünf Hauptwege hervorgebracht, die in der heutigen Praxis häufig miteinander kombiniert werden, da sie sich nicht widersprechen, sondern vielfach ergänzen. Die fünf Hauptpfade, Hauptwege des historischen Yogas, lauten:
- Yoga der Weisheit (Jnana Yoga)
- Yoga der Hingabe und Gottesverehrung (Bhakti Yoga)
- Yoga der Tat (Karma Yoga)
- Königs Yoga (Raja/Ashtanga Yoga)
- Hatha Yoga (Pfad der Körperlichkeit)
Yoga der Weisheit (Jnana Yoga)
Jnana Yoga wird auch als Weg des Wissens bezeichnet, bedeutet „Jnana“ wortwörtlich Wissen und Weisheit. In der Bhagavad-Gita wird Jnana Yoga auch als „Buddha-Yoga“ bezeichnet. Krishna sagt: “Jnana ist die reinste Form und Entdeckung des Atman (der Seele).“
„Wer bin ich?“, „Was ist meine Lebensaufgabe?“ und „welchen Sinn hat das Leben?“ Genau hier setzt Jnana Yoga an, denn sein Ziel ist, diesen tieferen Sinn des Lebens zu ergründen. Tatsächlich kann man im Jnana Yoga durch meditatives Bewusstsein ganz strukturiert etwa der Frage nach dem Sinn des Lebens nachgehen. Der Yogi gelangt im Jnana Yoga durch das Studium der alten Schriften und durch Selbstreflexion und Meditation zu weitreichenden intuitiven Erkenntnissen. Jnana Yoga ist nicht nur ein theoretisches intellektuelles Konstrukt, sondern ein praktischer Prozess. Maßgeblich ist zunächst die Kenntniserlangung über die 1. Seele = Atma und 2. über den physischen Körper und 3. Über den Verstand sowie 4. dem Element Natur. Der Jnana Yogi will sich der materiellen Welt mit all seinen Freuden, Erfolg und Leiden bewusst sein.
Es gibt vier Stufen im Jnana Yoga:
- Die Weisheiten von einem erleuchteten Lehrer zu hören
- Nachdenken über das Gehörte und hinterfragen
- Meditieren über das Gehörte öffnet den Weg zur Intuition
- Verwirklichen und Anerkennen des Gehörten, Verinnerlichen als neue Weisheit verleiht eine unvergleichliche Klarheit und die Kraft in allen Lebenssituationen.
Yoga der Hingabe und Gottesverehrung (Bhakti Yoga)
Bhakti Yoga wird auch als „Yoga der Hingabe“ bezeichnet und ist ein spiritueller Weg. Das Ziel ist es, sich Gott oder etwas Höherem, welches das Leben bestimmt, total hinzugeben und um somit zur Freiheit zu gelangen. Diese Form des Yoga eignet sich besonders für sehr emotionale Menschen, denn in Bhakti Yoga zähmt der Yogi seine emotionale Wut, die er selbst erzeugt hat. Wenn er seine großen Gefühle selbstlos aufgibt und auf edle Taten ausrichtet, erreicht er Bhakti. Damit verbunden ist die Akzeptanz des eigenen Schicksals und die Vorstellung, dass alle Erfahrungen von etwas Höherem geleitet werden und dem eigenen Wohl dienen. Allgemein bezieht sich Bhakti Yoga in Shvetashvatara Upnishad auf „Teilnahme, Hingabe, Liebe und Mitgefühl für jedes Unterfangen.“ Ein unterstützendes Mittel in diesem Yogaweg ist das Chanten, das Singen hingebungsvoller Gottesanrufungen und Lobgesänge. Damit bringt der Bhakti seine Ergebenheit zu etwas Höherem zum Ausdruck. Die Religion übernahm Bhakti in Form der Anbetung des Göttlichen. Yoga dagegen interpretiert Bhakti in Form der emotionalen Reinigung. Mit Bhakti Yoga erreicht der Übende Stabilität im Leben und reinigt die Emotionen, um die ultimative Glückseligkeit und Befreiung zu erreichen. Bhaktischülern werden Gegenstände gegeben, über welche sie sich mit ihrem ganzen Wesen hingeben und meditieren. Diese neunstufige Methode kann früher oder später zu einer transzendentalen Erfahrung = spirituellen Erfahrung (Atma Nivedana) führen. Nach Swami Satyananda ist Bhakti „nur die Bindung des Geistes an die göttliche Kraft.“ Wer sich dieser Liebe zu Gott in neun Schritten widmet, der kann die wichtige spirituelle Selbsterfahrung machen. Wer sich einem bestimmten Gegenstand widmet, entwickelt darüber hinaus instinktiv eine intensive Konzentration. Sie ist wichtig und elementar, um das „kleine Ich“, um das sich alles kreist, in sich auzuschalten. Dadurch reduziert sich das persönliche Ego. Damit verbundene wechselnde Launen, Probleme und Zwietracht lösen sich auf (vergleiche Yogaaufzeichnungen Dr Mishra). Bhakti Yoga ist ein Gefühl. Bhakti wird gefühlt und ist laut meiner Yogaaufzeichnungen unbeschreiblich. „Wahre Bhakti ist Ausdruck von Glückseligkeit jenseits der Grenzen der Vorstellungskraft.“ Mit Bhakti Yoga können Fähigkeiten aktiviert werden, wahre Gefühle besser auszudrücken. Das ist in allen Lebensbereichen wichtig, denn in unserer schnellebigen Welt von heute werden unsere wilden Emotionen meistens unterdrückt. Mit Bhakti Yoga werden die wildesten Emotionen ausgedrückt, kanalisiert und in positive und gesunde Bahnen (um-)geleitet. Mit den Emotionen kann der Bhakti-Yogaschüler höheres Wissen und eine höhere Erfahrung erlangen. Gyana oder auch Jnana Yoga geschrieben und Bhakti Yoga ergänzen einander. Jnana, das revolutionäre Wissen, führt zu Bhakti (Hingabe) und Bhakti führt widerum zu Jnana (Weisheit). Das Karma Yoga bringt beide, Jnana und Bhakti, zusammen.
Yoga der Tat (Karma Yoga)
Karma Yoga fußt auf dem Prinzip, unabhängig von Zuneigung und Vorlieben, bewusst und selbstlos zu handeln. Ziel ist es, Leid zu vermeiden oder zumindest zu mindern. Im Karma Yoga ist der Mensch für jede seiner Handlungen, Gedanken, Worte und Taten samt den daraus resultierenden Konsequenzen verantwortlich, deshalb:
„Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Deine Worte!
Achte auf Deine Worte, denn sie werden deine Handlungen!
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden zu Gewohnheiten!
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter!
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.“
(Charles Reade 1814-1884)
Kürzer formuliert: „Aktion macht Gewohnheit - Gewohnheit macht Verhalten - Verhalten macht Karma.“
Karma Yoga ist das Yoga des Handelns bzw. Tuns. Das Karma Yoga definiert jede Handlung, die mit einem Meditationsbewusstsein ausgeführt wird. Man kann es als dynamische Yoga-Mediation verstehen. Leben und Karma gehen Hand in Hand.
Niemand kann dem karmischen Kreislauf entkommen bis er „Moksha“ erreicht. Anders formuliert: „What we will do we will get.“ Das Law of Karma besagt: Das, was Du JETZT tust (Sanskrit: Kriyman), da ist wie auf dem Bankkonto eine Spareinlage (Sanskrit: Sanchit) und wenn Deine Tat „gut“ ist, bekommst Du darauf Zinsen (Sanskrit: Parabda). Karma Yoga hilft uns, unser eigenes Leben und uns selbst besser kennen zu lernen und zu reflektieren. Als zentraler Satz von Dr. Mishra hängt mir in diesem Zusammenhang: „Actions without expectations“ im Kopf. Alles, was Du tust, soll ohne Erwartung geschehen. Dr. Mishra nannte es auch das „Yoga des selbstlosen Dienens“. Befreiung ist nur möglich, wenn man sich von seinen egoistischen Handlungen befreit.
Im Karma Yoga lernen wir uns selbst am besten kennen. Merke: Karma Yoga ist „action without expectation but in perfection“. Wenn also ein Mensch seine egozentrischen Motive, sein Verlangen und seine Gier hinter sich lässt und seine Pflichten mit voller Verantwortung erfüllt, erreicht er perfektes Karma. Verpflichtungen ohne Belohnungen zu erfüllen, das ist Karma Yoga. Karma Yoga ist im Vergleich zu anderen Yogaarten ein Entwicklungsprozess und braucht Zeit, da es Anstrengung und persönliche Anpassungen auf emotionaler Ebene erfordert. Der wichtigste Schritt, um Karma zu erreichen, ist das Gefühl von Santosha. Santosha heißt Zufriedenheit (vergleiche Nyamas im Raja Yoga). Wenn wir lernen, uns an alles zu gewöhnen und damit zufrieden zu sein, haben wir einen großen Meilenstein erreicht. Es sei entscheidend, sich mit Karma zu identifizieren anstatt ihm entkommen zu wollen.
Königs Yoga (Raja/Ashtanga Yoga)
Königsyoga / Raja Yoga / Ashtanga Yoga nach Patanjali- Pfad der körperlichen und geistigen Kontrolle: Grundlage für diesen Königsweg sind die Sutras des Patanjali. Dieses Acht-Stufen-System zeigt dem Raja Yogi den Weg der Entwicklung von einer niedrigeren
Stufe zu einer höheren bis hin zur Selbstverwirklichung und Befreiung. Mit seinem Geist, seinen Sinnen, seinem Körper und seinem Atem besitzt der Yogi Werkzeuge, um zur Selbsterkenntnis zu gelangen. Der achtgliedrige Pfad im Raja Yoga besteht aus Folgenden Gliedern:
- Yama (Sozialgesetzbuch, 5 ethische Prinzipien des Handelns: Ahimsa (Gewaltlosigkeit), satya (Wahrheit), asteya (nicht stehlen), brahmcharya (Selbstbeschränkung), aparigraha (Nichtanhaftung - wie verhalte ich mich in der Gesellschaft?)
- Niyama (persönliche Ethikcoderegeln zur Selbstdisziplin: Saucha (Reinlichkeit), santosa (Zufriedenheit), tapas (Sparmassnahmen Fasten), Svadhyaya (Selbsstudium du Reflexion), ishvarapranidhana (Gotteshingabe, Glaube)
- Asana (Körperhaltung: in dieser Ursprungsversion des Yoga ist hier „stira-sukham asanam“ gemeint => eine Meditationshaltung einzunehmen, die bequem ist und Gelassenheit und Konzentration fördert)
- Pranayama (Ausdehnung von Prana, Lebenskraft-Verbindung von Atem, Geist und Körper (= Atemkontrolle))
- Pratyahara (Rückzug der Sinne von der äußeren Welt)
- Dharana (Konzentration und Binden des Geistes auf einen Punkt oder Gegenstand, der positiv, rein und real ist, z.B. eine Flamme)
- Dhyana (wenn Gedanken gebündelt auf ein Objekt fließen, dann entsteht Versenkung/Meditation, tiefer innere Wachsamkeit)
- Samadhi (Einssein mit dem kosmischen Bewusstsein = Erleuchtung = transzendentales Bewußtsein, ein ekstatischer Zustand des Überbewusstseins/innerer Frieden)
Hatha Yoga (Pfad der Körperlichkeit)
Das Hatha Yoga ist der im Westen am meisten verbreitete Yoga-Stil und enthält bekannte statische Körperübungen. Der Weg der Körperlichkeit entstand unter dem Einfluss des Tantrismus und führte erstmals nicht nur über die Meditation und Selbsterkenntnis zur Begegnung mit dem Höchsten, sondern verstärkt über Körperübungen. Im Hatha Yoga dreht sich alles um Energiearbeit zur Lenkung des Energieflusses. Grundlage ist die Hatha Yoga Pradipika.
Allgemein übersetzt bedeutet Hatha „Kraft, Hartnäckigkeit“. Das Wort „Hatha“ bedeutet in der Volksethnologie: Ha=Sonne und tha= Mond. Die Bedeutung von Yoga ist von jeher „verbinden“ und so verbindet Yoga die zwei Grundenergien des menschlichen Systems: Sonne und Mond. Sonne bedeutet Energie und Wärme, also Lebensenergiekraft = Prana. Die Sonne entspricht dem sympathischen Nervensystem. Das dazugehörige Nadi ist Pingala. Der Mond hingegen steht für das parasympathische Nervensystem. Er steht für Kühle und Entspannung und für Mentalkraft. Das korrespondierende Nadi ist Ida. Nadis sind feinstoffliche Energiebahnen, die den Körper mit Prana = Energie versorgen und sich spiralförmig in Höhe der Chakren kreuzen. Jeder Mensch hat 72.000 solcher feinstofflichen nicht physischen Kanäle. Ida und Pingala zählen zu den drei wichtigsten Nadis. Das Wichtigste heisst Sushumna. Alle anderen Nadis sind Sushumna Nadi untergeordnet. Das Hauptziel im Hatha Yoga ist die Balance zwischen den beiden Kräften, der Lebensenergiekraft (Pingala) und der Mentalkraft (Ida) herzustellen, damit Sushumna fließen kann. Nur wenn Sushumna Nadi geöffnet ist ,sei wahre Meditation möglich. Wenn ein Ungleichgewicht herrscht, ist der Körper entweder rastlos/Pingala fließt und der Geist ist hyperaktiv. Wenn dagegen Ida fließt, kommt der Mensch nicht „aus dem Quark“.
Hatha Yoga ist heutzutage der meistpraktizierte körperbetonte Yogastil. Hier sind Yamas und Nyamas vom Königsyoga bewusst außen vorgelassen worden, um Yoga der westlichen Welt zugänglich zu machen. Ganz im Gegensatz zu Patanjali im Königs-Yoga, wo es heißt, dass man erst Yama und Nyama perfektionieren müsse, bevor u.a. Asanas die gewünschten Resultate bringen. Auf den ersten Blick ist Hatha Yoga eher körperorientiert. Dabei besteht Hatha Yoga auch aus fünf Stufen und lehnt sich dem Raja Yoga an: Asanas (Körperhaltungen, die anders als beim ursprünglichen Raja-Ashtanga Yoga tatsächlich körperliche ÜBUNGEN sind, Pranayama (Kontrolle von Prana), Mudra und Bandhas (Gesten und Energiesperren, um die Energie umzulenken), Shatkarma (Reinigungstechniken, die es im Königsweg nicht gibt) und auch hier ist die letzte Stufe Samadhi = der tranzendentale Erleuchtungszustand. Tatsächlich initiiert Hatha Yoga ursprünglich mit den Reinigungstechniken (Shatkarma). Als allererstes sollte der gesamte Körper von groben Unreinheiten gereinigt werden, bevor Asanas und Pranayama den yogischen Erfolg bringen können. Dazu gibt es im Hatha Yoga sechs Reinigungshandlungen für den Körper: Zu den sechs Reinigungshandlungen zählen: Neti = die Nasenspülung, Dhauti = die Reinigung des Verdauungssystems, Nauli = eine selbst aufgetragene Bauchmassage, Basti = die Darmspülung, Kapalabhati = die Schädelreinigung zum leuchtenden Schädel, Trakata = die Focussierung auf einen Punkt. Shatkarma beseitigt Blockaden auf den Wegen von Ida sowie Pingala und reinigt so dass gesamte System. Wenn diese Wege nicht blockiert sind, fließe der Atem in beiden Nasenlöchern systematisch. Fließt das linke Nasenloch, ist Ida aktiv (der Geist regiert), fließt das rechte Nasenloch ist Pingala (die Pranas/die Lebensenergie) aktiv. Fließen beide, kann Sushumna fließen, die Kundalini erwachen und aufsteigen. Heutzutage wird im Westen allerdigs weniger Wert auf die Reinigungstechniken gelegt. Die Verfasser der Hatha Yoga-Texte erkannten die Schwierigkeit bis Unmöglichkeit, die Schwankungen des Geistes zu kontrollieren. Zur Gedankenkontrolle wählten sie die Kontrolle der Pranas. Wenn die Pranas erregt sind, beeinflussen sie den Geist und umgekehrt. Die meisten Menschen sind einfach nicht in der Lage, ihren Geist durch den Geist zu kontrollieren. Deshalb sagen die Hatha Yoga-Autoren: „Mach dir keine Sorgen über den Geist. Ignore ihn: Übe Pranayama.“ Durch richtiges Üben von Pranayama (Prana = Lebensenergie und „ayama“= Erweiterung) wird der Geist automatisch kontrolliert. Zur Erleichterung des Pranayama-Übens, müssen wir in der Lage sein, die Mudras und Bandhas ( bei meinem Inder wurden die bandhas nur in den Atemtechniken eingesetzt, im unit Yoga und in allen westlichen Stilen werden die bandhas auch zum Energiehalten und Lenken in den Asanas eingesetzt) eizusetzen. Bandha bedeutet „Energie-Sperre“, „halten“ sowie „verschließen“. Um Sushumna zu erwecken (aber auch um unsere Energie nach oben zu lenken, sie soll ja nicht unten rausfliessen) , gilt es, Pranas in bestimmte Richtungen zu sperren und richtig zu lenken. Bei der heiligen Übung Bandha sollte die richtige Sitzhaltung und geeignete Geste = Mudra eingenommen werden. Der Blick auf das Augenbrauenzentrum (Shambhavi Mudra) oder auf die Nasenspitze (Nasikagra Mudra) sei empfehlenswert. In unserem System korrespondieren drei physische Knoten (granthis) mit drei Bandhas, die den freien Fluss von Prana entlang des Sushumna Nadi behindern und somit das Erwachen der Chakren und der Kundalini verhindern. Mit bestimmten bandha/mudra Techniken können wir die drei granthis überschreiten und letzten Endes das Ich-Bewusstsein im universalen Bewusstsein aufgehen lassen und samadhi, den transzendentalen Bewusstseinszustand, spüren.
Nada Yoga - der Weg des Klangs: Nada bedeutet „Klang“ oder „Klangfluss“ und Nada Yoga bedeutet so viel wie „Harmonische Verbindung mit dem Klang“. Im Nada Yoga geht es um die Konzentration auf einen Klang, der wenig mit dem Sound des täglichen Lebens zu tun hat. Oft werden besondere Klangschalen eingesetzt, die besondere Schwingungen erzeugen. Es geht ferner um das Wiederholen von Mantren, Rezitationen, Kirtansingen oder auch Konzentration auf Geräusche in der Natur. Das Wiederholen von Om reicht hier aber auch vollkommen aus. Nada ist der Klang von AUM und der ursprünglichen Schwingung, durch die das Universum
geboren wurde. Ziel ist auch hier die Verschmelzung des individuellen Bewusstseins mit dem himmlischen Bewusstsein, hier durch den Fluss der Töne. Die Fähigkeit des Nachinnenlauschens wird geschult durch das Lauschen erhebender Musik, Klänge, durch meditative
Atempraktiken oder Klangschalenmeditation. Es gibt vier Stufen einer Schallmanifestation, je nach Frequenz und Komplexität. Bem Zustand der Erleuchtung, Samadhi, hört man immer den höchsten Schwingungston = „Para“.
Im Mantra Yoga singen oder sprechen die Yoga-Lehrer während der Körperübungen eine Silbe, ein Wort oder eine Wortfolge mit spiritueller Kraft. Dadurch können die Yogis die Stellungen intensiver erleben. Eine Mantra-Stunde berührt alle Ebenen des Seins. Mantra bedeutet Schallschwingung. Der wörtliche Sinn des Mantras ist die Kraft, die den Geist von jeglicher Bindung „befreit“. Mantra bedeutet, den Geist freizulassen.
Om ist das wohl populärste Mantra. Die Silbe setzt sich aus den drei Buchstaben AUM zusammen. Diese stehen für die Einheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft oder auch für die drei Hauptgötter im Hinduismus: Vishnu, der Bewahrer, Shiva, der Zerstörer, und Brahma, der Schöpfer. AUM steht auch für weitere Trinitäten wie Wachen, Träumen, Schlafen oder die christliche Dreifaltigkeit: Vater, Sohn, Heiliger Geist. Beim Aussprechen des Mantras AUM versetzt der Übende den Körper vom Bauch bis zum Scheitel in Schwingung.
Om zählt zu den einsilbigen beeja Mantras. Es gibt auch noch Moola Mantras = komplette mehrsilbige wie Shantipads 1 und 2, Taittirya Upanishad
Shantipad 1, z.B vor Unterrichtsbeginn: OM Saha navavatu ; Saha Naubhunaktu; Saha Viiryam Karava vahai; Tejah svinaVadhiitamastu, Maa Vidvissaavahai--Pause!! Om Shaantih Shaantih Shaantiih!! - OM, mögen wir beide Lehrer und Schüler beschützt werden. Mögen wir durch unsere Gemeinschaft genährt werden. Mögen wir mit großer Energie zusammenarbeiten. Möge unser Lernen brilliant sein. Mögen wir niemals streiten. Om, Frieden, Frieden, Frieden.
Shantipad 2 zum Unterrichtsende: Asato ma sad gamaya - Tamaso ma jytor gamaya- Mrtyor ma amrtam gamaya. Führe uns vom Unwirklichen zur Wahrheit - Von der Dunkelheit zum Licht - Von der Sterblichkeit zum ewigen Leben - Sarveshaam swastir bhavatu - Sarveshaam shantir bhavatu - Sarveshaam poornam bhavatu - Sarveshaam mangalam bhavatu - Wohlergehen sei mit allen - Friede sei mit allen- Fülle sei mit allen- Reichtum sei mit allen -Lo-kah Samast Om Shaantih Shaantih Shaantiih!! - OM, ah Sukhino bhavantu -Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich sein!
Bekannt ist das Maha Mritunjaya Mantra, das besonders gut für Gesundheit sein soll und auch Hilfe leisten soll, wenn jemand krank ist.
Das Gayatri Mantra für Weisheit ist auch sehr bekannt: Om Bhur Bhurbhuvrah svah – Tatsaviturvarenyam - Bhargodevasya dhimahi - Dhiyo yo nah pracoodayat.
Om - Wir meditieren über den Glanz und die Strahlung der anbetungswürdigen höchsten Wirklichkeit, der Quelle allen Seins, der physischen, astralen und kausalen Ebene. Möge das höchste göttliche Wesen unseren Geist erleuchten und unser Unterscheidungsvermögen erwecken, damit wir die absolute Wahrheit erfahren.
Hari Om Tat Sat - Dieses Mantra wird auch von Yogis in Indien als Begrüßung mit Hari (dem manifestierten Kosmos) wie in Hari om Tat sat genommen. Die Begrüßung erinnert daran, dass Individuen mehr sind als der Körper und das irdische Leben. Anders übersetzt bedeutet das Mantra Hari Om Tat Sat = Die höchste absolute Wahrheit oder „Das Alles, was ist“. Die Wörter sind auch verschiedene Arten, Brahman zu beschreiben:
- Om ist der Klang von Brahman, die Schwingung, der Urklang
- Tat wird mit „DAS“ übersetzt und übersetzt das universelle Bewusstsein
- Sat bedeutet „Wahrheit“ und repräsentiert die reine Existenz, die höchste Seele
Es gibt vierArt und Weisen, Mantren zu befolgen:
- Baikhari = ich singe das Mantra laut mit dem Mund
- Upanshu = ich flüstere nur, was ich höre
- Manasik: ich wippe leise mit dem Kopf ohne Lippen-und Zungenbewegung
- Ajapa Japa: es kommt spontan mit dem Atem raus, ohne dass ich es bewusst versuche oder erzwinge
„Unser Schicksal hängt nicht von den Sternen ab, sondern von unserem Handeln.“