Einheit statt Trennung: Über den Sinn verschiedener Yogastile
Jeder neue Trend entspringt dem fruchtbaren Boden vergangener Ideen. Und die einzige Konstante in unserem Leben ist die Veränderung. => Das ist Fakt! Das heißt natürlich nicht, dass jede neue Entwicklung clever ist. Rund um Yoga ranken sich inzwischen viele Nebentrends, die nicht unbedingt in die Ära der Geschichte eingehen müssen: Allen voran Nackt- oder BIER-Yoga. Der Anstoß zum Bier-Yoga fand sicherlich auf der Münchner Wiese statt. Die zierliche Blondine Brooke Larson gründete jedenfalls 2014 offiziell die Beer Yoga LLC in Kalifornien. Die Matten werden in einer Brauerei oder Schankstube ausgerollt, nach der Klasse gibt es Bier für alle. Da würde ich mir ja lieber Wein Yoga patentieren lassen, wo bei 1-2 Gläsern Rotwein der gesundheitliche Faktor dank der OPC ́s =Oligomere Proantocyanidine, die als Antioxxidanten wirken, ja quasi erwiesen ist. Yoga & Wine, that ́s mine. So einen Workshop bin ich nicht nicht abgeneigt. 😉 Aber ganz ehrlich, an der Bierfront wirbt man dann mit Bier als isotonischem Getränk. Es geht hier in jedem Fall um Marketing, denn Alkohol entwässert und ist grundsätzlich ein Leistungskiller. Ein Glas Wein trägt sicher gut zur Entspannung bei und ich denke, da vertraue ich den Studien, die sagen, ein Glas Wein ( oder 1,5 bei Frauen) ist gesünder als KEIN Glas Rotwein, aber: Die Dosis macht wie immer das Gift!
Zurück zu der Sinnhaftigkeit der Unterschiedlichkeit der Yoga-Stile. Man muss bei all den ganzen neuen Stilen aufpassen, dass die Essenz des Yoga nicht verloren geht. Und die Motive, Yoga zu betreiben, sollte man ehrlich hinterfragen. Betreibt man den neuen Yogastil „Nackt Yoga“ weil man gern die weiblichen Damen nackt sehen möchte (also eher aus sexuellen Gedanken), betreibt man Bier Yoga, um einen Freifahrtsschein zu haben, legitimiert Alkohol zu trinken und macht man Acro Yoga (Acrobatic Yoga) oder Inside Flow, weil es toll und ästhetisch aussieht und man die Bewunderung, z.B. in den sozialen Netzwerken wie Instagram oder Facebook liebt, dann sind das Zwecke des Egos und das vereint sich weniger mit dem Gedanken des Yogas, wo ja das EGO ausgeschaltet werden soll. Im Yoga soll man sich nicht vergleichen, sondern nach innen gehen und schauen, was ist. Man soll zum Beobachter werden. Zu sich selbst finden und wachsen, ohne sich zu vergleichen. Da sehe ich heutzutage die Gefahr, dass Yoga aus egoorientierten Zwecken heraus praktiziert wird, um die Bewunderung der anderen zu haben, welch eindrucksvolle Posen man postet. Von daher ist es gut, ehrlich zu sich zu sein und sich selbst zu reflektieren, warum mache ich dies, warum tu ich das. Eine weitere Gefahr in der neu entstandenen Yogawelt sehe ich im leistungsorientierten Denken, das ich selbst erfahren habe, dazu später mehr. Grundsätzlich plädiere ich aber für neue Yogastile und Formen und auch die wachsende Zahl der Zielgruppen.
Der Weg von der Tradition in die Evolution zeigt einen verstärkt körperorientierten Weg zu Fitness und Yoga auf. Das macht Sinn, denn wir entwickeln uns weiter und bleiben nicht stehen. "Sitting is the new Smoking" und Stress und die darauf aufbauenden Stresshormone müssen heute umso mehr wegbewegt (geyogt) werden, denn mit einem Säbelzahntiger kämpfen wir schon lange nicht mehr. Nichts ist eben beständiger als der Wandel (Goethe). Wir essen ja auch nicht das Gleiche wie vor Tausenden von Jahren. Wir müssen uns heute verstärkt um unseren Körper kümmern, um dann in einem gesunden Körper eine gesunde Seele zu beheimaten. Und wie wir sehen, haben auch all die yogischen Vorfahren von uns den Yogastil immer weiterentwickelt oder mit integralen und integrativen Stilen mehrere Yogaarten gemixt oder verfeinert und weiterentwickelt. Alles ist letzten Endes einer der drei Quellen zu verdanken oder der fünf Yogapfade, die sich auch vermischen und deren anfängliche Trennung immer wieder in eine neue Einheit übergeht.
Wenn Du zum Arzt gehst, kann s bei einem Herzproblem Sinn machen einen Spezialisten aufzususchen, da der Kardiologe tiefer in Deinem Thema steckt. Deshalb: Warum sollte es in der Yogawelt anders sein? Auch hier machen die Spezialisierungen durchaus Sinn, sofern der Yogi darauf achtet, Yoga nicht aus Zwecken seines Egos zu betreiben und selbst auf seine Grenzen achtet. Doch da liegt auch die Verantwortung des Lehrers. Ist das gegeben, finde ich folgende Vorstellung passend: Yoga ist wie das Besteigen eines Berges. Es gibt eine Ost-, Süd-West- und Nordseite. Egal von welcher Seite Du los wanderst - auf jeder Seite führen Wege bis an die Spitze. Wer auf der Südseite entlang wandert, braucht natürlich andere Kleidung und Equipment, als wenn man den nördlichen Weg wählt. Die Wege sind unterschiedlich ausgestattet und bewachsen und auch die Wetterverhältnisse erfordern unterschiedliche Herangehensweisen. Die Methoden unterscheiden sich, doch das letztendliche Ziel ist gleich. Ganz getreu des Mottos: „Viele Wege führen nach Rom“ – so ähnlich stelle ich mir das mit den verschiedenen Yogawegen vor. Nichts ist besser oder schlechter und jeder Weg hat seine Berechtigung. Außerdem ist es auch spannend, auf der Reise, unter Umständen seine Reiseroute zu ändern und auch mal die andere Luft auf der anderen Seite zu schnuppern oder ein neues Geschmackserlebnis durch ein neues kulinarisches Gericht oder
auch Gerichtemix zu entdecken.
Ich stell mir Yoga auch wie ein großes Buffet vor. Es gibt asiatisches, deutsches, indisches, italienisches, griechisches Essen u.v.a.m., und jeder kann sich sein eigenes Menü selbst zusammenstellen, um am Ende satt und glücklich zu sein. Selbst in der Haute Cuisine treffen heute verschiedene Einflüsse aufeinander, um dann eine köstliche Geschmackskreation hervorzubringen. Kreative Spitzenköche inspirieren Mittelemeerköstlichkeiten mit asiatischem Pfiff oder indischer Schärfe. Oder traditionelle Gerichte werden neu und modern interpretiert. Tradition trifft Evolution du verschiedene Geschmacksrichtungen wie süß und scharf gehen immer neue Symbiosen ein. Daraus entstehen ganz neue Geschmacksexplosionen, die die Menschen anziehen. Ich persönlich bin deswegen auch im Yoga ein Freund von dem scheinbar uneinheitlichen Mix aus Tradition und Moderne. Den Respekt für die historischen Wurzeln mit den Kenntnissen von heute zu verbinden und zu etwas Neuem zu verbinden, ist meiner Meinung nach, was den Puls der Zeit bestimmt. Man muss wissen, wo Yoga herkommt, die Bedeutung und den Sinn und die Tradition weiterführen, aber eben an die Bedürfnisse der heutigen Menschen mit den zahlreichen Zielgruppen angepasst.
Ich selbst habe meine Reiseroute geändert und über den Tellerrand hinausgeblickt. Nach dem traditionellen indischen Yoga mit Mantrasingen und Sanskritlernen mit sanfter asana Praxis bei dem Inder Dr. Mishra (Hinduist) führte mich mein Weg wie ein Hanuman zum Vinyasa Power Yoga und dann zum progessiven modernen Stil des Koreaners Hie Kim: Zum Instyle Flow. Wenn das kein Spagat war!
Oft beansprucht ein Yogameister, dass seine Methode die Beste und Einzige sei: das sogenannte Nonplusultra. Jeder neue Yogaguru entwickelt neue Techniken und Anweisungen. Die von mir gelernten Yogastile stehen sogar gegensätzlich zueinander. Aber ich mache es mir zur Aufgabe, alle gelernten Traditionen zu verbinden, in dem ich mir die Elemente herauspicke, die sich für mich gut anfühlen. Ich nehme ein bisschen hier was vom Buffet und bißchen da, würze es mit meinen eigenen Ideen und Gedanken und fertig ist mein ganz eigenes Leibgericht á la Nicki: InSytyleflow Yoga .. immer stilvoll .. immer fließend. Fordernd, fördernd, nicht überfordernd.
Ich wünsche mir, dass alle Menschen viel offener sind und nicht jemanden als irgendwas „Asthtangi“ oder „Yin Yogi“ oder „Power Yogi“ oder „Hatha Yogi“ abstempeln und mit einer Arroganz von oben herabblicken, nur weil er/sie einen anderen Stil betreibt als man selbst. Jeder Mensch hat andere Prägungen, Erfahrungen und Lebensthemen, die anstehen und genau deswegen passt mal der Yogastil und mal der andere Yogastil besser zu einem.
Erstens kann jeder Yogi seinen Weg jeden Tag ändern, zweitens ist kein Weg besser oder schlechter und drittens entstammen alle Stile der gleichen Quelle!
„Unser Schicksal hängt nicht von den Sternen ab, sondern von unserem Handeln.“